Ein Programmabsturz, eine abgebrochene Netzwerkverbindung, ein unüberlegter Mausklick – das reicht, um wichtige Dateien zu verlieren. Sorgfältige Rettungsaktionen können den Totalverlust noch vermeiden.
Windows verwöhnt Nutzer zwar mit allerlei Backup-Versionen und ab Windows 7 auch mit einer Versionsverwaltung für Dateien, nicht jedoch mit Wiederherstellungs-Tools im Falle debiler Datenträger und defekter Dateisysteme. Natürlich ist die Vorsorge in Form von Backups immer das zuverlässigste Mittel, um einem Datenverlust vorzubeugen.
1. Zurücksichern statt retten: Dateien in Backups
Weil die meisten Anwender die hohe Kunst von Backups auf dem privaten Rechner kaum pflegen, hat Microsoft Backup und Wiederherstellung in das Betriebssystem integriert. Bereits Windows 7 ist mit der Möglichkeit ausgestattet, über eine Schattenkopie in einem reservierten Bereich auf der Festplatte auch Dateien und Ordner wiederherzustellen. Damit dies funktioniert, muss der Anwender zuvor aber in der Systemsteuerung unter „System -> Erweiterte Systemeinstellungen anzeigen -> Computerschutz“ die Wiederherstellungseinstellungen für jedes gewünschte Laufwerk aktiviert und konfiguriert haben. Die Wiederherstellung erfolgt danach im Windows-Explorer mit einem Rechtsklick auf die Datei beziehungsweise auf den Ordner und über die Auswahl des Menüpunktes „Eigenschaften -> Vorgängerversion“. Dieser Schutz hilft allerdings nur bei versehentlich überschriebenen und gelöschten Dateien.
Bei den Windows-Systemen 8.1 und 10 hat sich Microsoft wiederum etwas Neues einfallen lassen: Mit dem „Dateiversionsverlauf“ lassen sich verschiedene Versionen von Dateien vom Betriebssystem automatisch auf ein externes Laufwerk oder eine Netzwerkfreigabe sichern und von dort wiederherstellen. Dieser Ansatz bietet einen besseren Schutz bei Problemen mit dem Dateisystem oder Laufwerk, ist aber mit Einschränkungen verbunden: Der Dateiversionsverlauf funktioniert lediglich für Dateien in den Bibliotheken. Wer seine eigenen Dateien auf diese Weise schützen möchte, der muss seine Daten immer brav in einer der Bibliotheken speichern. Auch diese automatisierte Backup-Funktion müssen Sie zuerst einmal einschalten: Gehen Sie dazu in der Systemsteuerung auf „Dateiversionsverlauf“, wählen Sie als Nächstes das externe Laufwerk oder die Netzwerkfreigabe als Backup-Speicher aus und klicken Sie danach auf „Einschalten“.
An der Vorsorge gegen versehentlich herbeigeführten Datenverlust hapert es also unter Windows nicht. Die gebotenen Möglichkeiten, Dateien von defekten Datenträgern wiederherzustellen, sind aber doch sehr begrenzt.Im Alltag wird es so sein, dass Nutzer erschrocken feststellen, dass gerade jene Dateien nicht mehr lesbar sind, für die kein angelegtes Backup bereitsteht, weil Medien wie CDs/DVDs und USB-Sticks nicht mehr einwandfrei sind. Es gibt auch dann noch Tools, die für die behutsame Datenrettung auf eigene Faust infrage kommen. Wichtig ist, darauf zu achten, mit Reparaturaktionen direkt am Datenträger den Schaden nicht noch zu vergrößern.
2. Dateirettung: JPEGs, Dokumente, ZIP-Dateien und Co.
Es sind selten die spektakulären Hardware-Katastrophen, die ungesicherte Dokumente mit sich reißen, sondern die kleinen Gemeinheiten: Ein Absturz oder Netzwerkhänger zur denkbar ungünstigsten Zeit, Flüchtigkeitsfehler oder auch Missverständnisse im Team sind die wahren Datenkiller. Und selbst wenn „nur“ eine einzige Datei oder ein einziger Projektordner davon betroffen ist, so ist das Desaster schon groß genug. Dass alles muss aber nicht das Ende der Datei bedeuten, denn eine Wiederbelebung defekter oder gelöschter Dokumente rettet in vielen Fällen zumindest noch einen Teil – was immer noch besser ist als ein Totalverlust.
Ein triviales Namensproblem Viele Windows-Anwender halten ein Dokument für defekt, wenn das vertraute Symbol fehlt und der Doppelklick einen Dialog wie „Wie soll diese Datei geöffnet werden?“ produziert. Tatsächlich liegt oft nur eine falsche Dateinamenserweiterung vor oder diese fehlt komplett. Blenden Sie die Dateierweiterungen über „Ansicht -> Optionen -> Ansicht“ ein, indem Sie das Häkchen bei „Erweiterungen bei bekannten Dateitypen ausblenden“ entfernen. Jetzt können Sie eine fehlende oder falsche Erweiterung manuell korrigieren.
Bilddateien: JPEGs restaurieren & defekte Daten wiederherstellen
Bei JPEG handelt es sich um ein komprimiertes Bildformat, das die Bildinformationen in einem Datenstrom von Byte-Blöcken speichert, den Anzeigeprogramme oder Bildbearbeitungen interpretieren. Dieser Aufbau macht JPEGs zu einem robusten Bildformat und wenn nicht ausgerechnet der Datei-Header am Anfang einer JPEG-Datei fehlt, kann der Inhalt einer beschädigten Bilddatei trotzdem noch angezeigt werden. Sie können dafür in der Regel jedes Bildbetrachtungs- oder -bearbeitungsprogramm verwenden. Mit Irfan View gibt es einen bewährten Bildbetrachter als Freeware-Tool, das auch bei beschädigten Bilddateien nicht schlappmacht.
Fehlt die JPEG-Signatur oder ein Teil des Datei-Headers, dann wird die JPEG-Datei schon gar nicht mehr erkannt. Aber auch in diesem Fall ist eine Wiederbelebung mit einem Datenrettungs-Tool einen Versuch wert. Ein Shareware-Programm, das die Ergebnisse einer Reparatur zunächst einmal mit einem Wasserzeichen versieht, ist Stellar Phoenix JPEG Repair . Die Vollversion ohne Wasserzeichen kostet 39 US-Dollar.
Office-Dateien: Begrenzte Fehlertoleranz
Eine Reparaturfunktion für nicht mehr einwandfreie Dokumente ist sowohl in Microsoft Office als auch im freien Libre Office vorhanden. Wenn Sie eine beschädigte Datei öffnen, werden beide Office-Pakete für die bekannten Dateiformate nach einer ersten Fehlermeldung eine Reparatur vorschlagen. Ein Test mit Dateien, die Defekte von gering bis schwer aufweisen, zeigt uns schnell: Libre Office ist empfindlich und quittiert das Öffnen auch bei kleinen Beschädigungen mit einem Ein-/Ausgabefehler. Wacker schlägt sich dagegen Microsoft Office . Selbst wenn Sie Libre Office und dessen offene Dokumentenformate bevorzugen, sollten Sie einen Reparaturversuch von Libre-Office-Dokumenten mit Microsoft Office ab der Version 2007 versuchen, wenn Ersteres nicht weiterhilft. Etwa bei Kollegen oder Bekannten, wenn Sie das Büropaket von Microsoftnicht auf dem Rechner haben oder nur über eine ältere Version (2000, XP, 2003) verfügen. Auch wenn ODT-Dateien kein natives Format von Microsoft Word ist, funktioniert die Reparatur defekter Dateien dieses Typs erstaunlich gut.
Schlägt die automatische Reparatur fehl, dann gibt es für DOC-Dateien in Microsoft Word ab Word XP noch eine nützliche Funktion zur Wiederherstellung des enthaltenen Textes. Alle anderen Informationen in der Datei, das heißt sämtliche Formate, Bilder, Formeln sowie andere Objekte gehen dabei verloren. Bei Textdokumenten sind diese Einbußen sowie die anschließende Arbeit allerdings immer noch einfacher zu verkraften als ein Totalverlust.
Gehen Sie in Microsoft Word auf den Dialog zum Öffnen einer Datei. In der Liste der Dateitypen wählen Sie im unteren Drittel die Option „Text aus beliebiger Datei wiederherstellen“ aus und als Nächstes die beschädigte DOC-Datei. Mit den neueren, XML-basierten, gepackten Formaten wie DOCX und ODT funktioniert dieser Weg dagegen nicht.
Archive: Rettung für Zip-Dateien
Bei gepackten Archiven haben auch kleine Fehler in der Datei und fehlende Bytes aufgrund der Dateistruktur große Auswirkungen auf den Inhalt. Eine Wiederherstellung der enthaltenen Dateien wird schnell unmöglich. Bei Zip-Archiven gibt ein Reparaturprogramm wie Diskinternals ZIP Repair . Aufschluss über den Zustand der Datei. Wenn sich der Datei-Header wiederherstellen lassen sollte, können Sie im Anschluss daran wenigstens einige Dateien extrahieren. Für das ebenfalls verbreitete Pack-Format RAR liefert Winrar selbst eine fähige Reparaturfunktion, die Sie über den Erste-Hilfe-Kasten in der Menüleiste aufrufen.
Alte Programme: Obsolete Dateiformate
Für jedes veraltete, proprietäre Datenformat schlägt irgendwann das letzte Stündlein. Obskure Binärformate wie beispielsweise Microsoft Works, Ami Pro, Word Perfect, Adobe Freehand, Adobe Pagemaker sowie eine Vielzahl anderer, heutzutage nahezu vergessener Programme, sind lediglich lesbar, solange man die dazugehörige Software noch parat hat.
Eine Frage ist, ob eine alte 16-Bit-Software noch läuft. Die 32-Bit-Varianten von Windowsbis zu Windows 8.1 haben nach wie vor ein 16-Bit-Subsystem, die 64-Bit-Varianten hingegen nicht mehr. Hier sind uralte Programme wie beispielsweise Dbase folglich nicht mehr lauffähig. Wenn die alte Software selbst fehlt, dann gibt es mit der Webseitewww.vetusware.com eine gute Anlaufstelle. Dort werden Sie die wichtigsten Oldies finden.
Der Download erfordert eine Registrierung mit gültiger Mailadresse. Es gibt seitens der Document Foundation, die auch hinter Libre Office steht, das „Document Liberation Project“, das sich um die Unterstützung freier Bibliotheken für alte Dokumentformate kümmert. Die Ergebnisse dieser Arbeiten werden einmal in Libre Office einfließen.
Gelöschte Dateien: Schnelle Reaktion gefragt
Die Grenzen der Datenwiederherstellung sind immer dann erreicht, wenn das Betriebssystem eine Datei nicht nur zum Löschen markiert, sondern deren Platz bereits teilweise oder vollständig mit anderen Dateien belegt hat. Je mehr Zeit zwischen dem Löschen und dem Wiederherstellungsversuch verstreicht, desto geringer ist die Chance, eine gelöschte Datei noch retten zu können.
Wer hier schnell reagiert, der kann die verloren geglaubten Dateien jedoch häufig mithilfe des Programmes Recuva zurückholen. Das gilt nicht nur nach einem geleerten Papierkorb, sondern auch bei formatierten oder gelöschten Partitionen. Recuva stellt Daten wieder her, die auf Speichermedien mit den Dateisystemen FAT, NTFS oder exFAT abgelegt sind.
Somit unterstützt das Tool nicht nur Festplatten und USB-Sticks, sondern auch Flash-Speicherkarten. Eine Datenrettung funktioniert aus diesem Grund auch bei Digitalkameras, zumal das Tool ebenfalls Bilder im Raw-Format erkennt und oftmals wiederherstellen kann. Eine Voraussetzung dafür ist allerdings, dass sich das externe Medium auf dem Rechner als gewöhnliches Laufwerk ansprechen lässt.
Tipp: In unserem Ratgeber “ Notfall-Hilfe: Defekte Dokumente reparieren “ stellen wir weitere Möglichkeiten zur Datenrettung vor. Und diese Gratis-Tools retten im Notfall ebenfalls Ihre Daten .
Backups: Sichern statt verlieren
Die häufigste Panne ist das Backup selbst. Wählen Sie das richtige Medium, damit sich sicher geglaubte Kopien im Notfall nicht als Nieten herausstellen. Setzen Sie für Backups auf zuverlässige Medien, denen lange Lagerung nichts ausmacht. Bei Backups großer Datenmengen ist das Magnetband keinesfalls ausgestorben, da es bei korrekter, klimatisierter Lagerung nachweislich langfristige Haltbarkeit verspricht. Aktuelle Bandlaufwerke nach den Standards LTO-5 (1,5 TB) und LTO-6 (bis 2,5 TB) sind aber teuer und ohne eigene IT-Abteilung zu umständlich. Externe Festplatten sind dagegen nicht mehr teuer, der Zugriff darauf ist intuitiv und muss nicht linear wie bei Bändern erfolgen. Durch große Kapazitäten entfällt Organisationsaufwand. Daher sind Festplatten für Nutzer aller Couleur die aktuell beste Lösung. Vermeiden Sie lange Lagerung ohne Aktivität. Backup-Platten sollte man etwa alle drei Monate anschließen, damit die Viskosität der Lagerflüssigkeit erhalten bleibt.
3. Unstoppable Copier: Einzelne Dateien bei Lesefehlern retten
Nicht jeder Defekt an einem Datenträger hat dessen kompletten Ausfall zur Folge. Ein typisches Fehlerbild für lädierte optische Medien, USB-Sticks und Speicherkarten sind Lesefehler bei einzelnen Dateien. Partitionstabelle und Dateisystem sind noch weitgehend intakt, einzelne Sektoren aber nicht mehr. In diesem Fall bestehen immer noch gute Chancen, per Software einen Großteil der Daten vom Laufwerk zu retten. Unbrauchbar sind dafür die üblichen Dateimanager. Denn wenn beim Lesen Probleme auftreten, so brechen die üblichen Tools den Zugriff nach einer kurzen Zeitüberschreitung mit einer Fehlermeldung ab und verwerfen auch den bisher korrekt gelesenen Teil der Datei wieder oder bleiben gleich ganz hängen. Gründlicher arbeitet unter Windows der besonders hartnäckige Unstoppable Copier . Das Programm versucht, die Quelldateien Byte für Byte in mehreren Durchgängen zu lesen. Was schließlich unlesbar ist, füllt das Programm mit Nullen auf und rettet so immerhin eine Teildatei.
Nach dem Start geben Sie hinter „Quelle“ den defekten Datenträger an, von dem das Tool die noch lesbaren Dateien in das Verzeichnis unter „Ziel“ schreiben soll. Auch eine einzige Datei lässt sich dabei als Quelle angeben. Die weiteren Optionen zur Leseoperation finden sich unter „Einstellungen“, wobei Unstoppable Copier mit Standardwerten arbeitet, die eine maximale Anzahl von Durchgängen für das Auslesen der Dateien zulassen.
Diese Dateirestaurierung eignet sich natürlich nicht für jeden Dateityp. Am besten arbeitet das Programm bei gewöhnlichen Textdateien, aber auch die meisten Bildformate und Sounddateien sind aufgrund ihrer Struktur robust. Bei Office-Dateien muss die Reparaturfunktion von Microsoft Office weiterhelfen, die sich aber als durchaus brauchbar erweist.
4. Datenträger retten: Mit Abbildern arbeiten
Schlechter sieht es allerdings aus, wenn Windows gar kein Dateisystem mehr auf dem Medium erkennt und sich weigert, den Datenträger als solchen zu erkennen. Nun ist zusätzliche Vorsicht geboten, um das betroffene Medium durch Reparaturversuche am Dateisystem nicht noch weiter zu beschädigen. Zwar muss nicht immer ein physikalischer Schaden der Grund für defekte Dateisysteme sein, aber es lässt sich auch nie ganz ausschließen. Deshalb empfiehlt es sich, nicht direkt mit dem Laufwerk zu arbeiten, sondern zuerst ein Abbild mit Datenrettungs-Tools zu erstellen. Ein geeignetes Windows-Programm dafür ist das Kommandozeilen-Tool Dd .
Das Programm ist eine Portierung des bekannten Werkzeuges Dd von Linux und hat keine Programmoberfläche. Nach dem Entpacken der Datei „dd.exe“ öffnen Sie eine Eingabeaufforderung mit einem Rechtsklick auf die Verknüpfung und „Als Administrator ausführen“. Gehen Sie daraufhin mit dem Befehl cd in das Verzeichnis, in dem „dd.exe“ liegt und führen Sie zunächst den Befehl
dd --list
aus, der eine Liste aller Laufwerke anhand ihrer Geräteadressen, Mount-Punkte (Laufwerksbuchstaben) und ihres jeweiligen Typs anzeigt. Die Geräteadresse ist eine längere, hexadezimale Zeichenkette. Das Quelllaufwerk, aus dem das Abbild erstellt werden soll, erkennen Sie am Eintrag „Mounted on“, der den Laufwerksbuchstaben anzeigt, sowie am Typ, etwa „removable media“ für USB-Sticks, Speicherkarten und externe Laufwerke. Zum Auslesen brauchen Sie die komplette Geräteadresse und den Pfad der gewünschten Zieldatei. Hat ein Datenträger etwa die Adresse „\\.\Volume{4d9a39ae-71aa-11e5-9ad1- 848f69b7c9c0}\“ und soll das Image unter „C:\ usb.img“ erstellt werden, so geben Sie diesen Befehl auf der Kommandozeile ein:
dd if=\\.\Volume{4d9a39ae-71aa-11e5-9ad1-848f69b7c9c0} of=C:\usb.img
Stellen Sie vorher sicher, dass auf dem Ziellaufwerk genug Speicherplatz vorhanden ist.
5. Restauration: Ein Abbild öffnen und mit OSF Mount reparieren
Auf das Abbild können Sie ohne Risiko verschiedene Datenrettungs-Tools loslassen, ohne das tatsächliche Medium weiter in Mitleidenschaft zu ziehen. Der erste Schritt sollte aber das Anlegen einer weiteren Sicherungskopie dieses Abbilds sein. Falls ein Datenrettungs-Tool versagt, dem Dateisystem jedoch weiter zusetzt, haben Sie so noch das ursprüngliche Abbild für weitere Versuche. Vor einer Überprüfung mit Windows-Bordmitteln oder Rettungsprogrammen, ist es notwendig, die Abbilddatei als Laufwerk unter Windows verfügbar zu machen. Diese Aufgabe erledigt das Tool OSF Mount , das einem Image im Rohformat einen Laufwerksbuchstaben zuweist. Gehen Sie nach Installation und Aufruf des Programms, das Administratorrechte verlangt, auf die Schaltfläche „Mount new“. Die „Source“ (Quelle) belassen Sie auf „Image file“, dann wählen Sie darunter die von Dd erstellte Abbilddatei aus und vergeben nun einen Laufwerksbuchstaben im Feld „Drive Letter“. Unter „Drive type“ belassen Sie die Voreinstellung „Auto“, entfernen aber vor der Option „Readonly drive“ den Haken, falls es sich um ein Abbild von beschreibbaren Medien handelt. Klappt das Einhängen, so ist das Dateisystem noch lesbar. Um mögliche Fehler zu beheben, rufen Sie in einer Eingabeaufforderung, die Sie als Administrator öffnen, den Befehl
chkdsk [Laufwerksbuchstabe]:
auf, wobei der Laufwerksbuchstabe dem vergebenen Buchstaben des Abbildes entspricht. Die Ausgabe verrät Ihnen, wie es um das Dateisystem bestellt ist, und listet die Fehler auf, allerdings wird chkdsk Korrekturen nicht automatisch ausführen, bevor Sie das nicht mit „J“ bestätigen. Diese Reparaturen werden nur auf das Abbild angewandt und sind daher ungefährlich. Im Anschluss daran können Sie mit einem Dateimanager wie dem Explorer nachsehen, ob sich die benötigten Dateien jetzt vom eingehängten Abbild über den vergebenen Laufwerksbuchstaben lesen lassen.
6. Dateisystem: Größere Defekte mit Recuva umgehen
Wenn die Dateien nach der Reparatur des Abbilds nicht vorhanden oder zu beschädigt sind, verwerfen Sie diese Abbilddatei und arbeiten mit der zuvor erstellten Kopie weiter. Denn sollte das Windows-eigene chkdsk versagen, so ist der Schaden an den eventuell doch noch auslesbaren Dateien eventuell sogar größer als zuvor. In OSF Mount klicken Sie dazu in der Liste auf die Abbilddatei und danach auf „Dismount“. Erstellen Sie eine erneute Kopie der Abbilddatei und hängen Sie diese wieder in OSF Mount ein. Statt chkdsk zu verwenden, ziehen Sie jetzt das Datenrettungsprogramm Recuva hinzu. Recuva ist darauf spezialisiert, gelöschte Dateien zu finden, kann aber auch mit einer tieferen Suche auf lädierten Dateisystemen dienen.
Nach der Installation und dem Aufruf von Recuva wählen Sie den Laufwerksbuchstaben des Abbilds aus und gehen auf „Einstellungen -> Aktionen“. Schalten Sie dort die drei Optionen „Sicher gelöschte Dateien anzeigen“, „Tiefensuche“ und „Nach ungelöschten Dateien suchen“ ein. Starten Sie im Anschluss daran die Suche, die bei größeren Abbildern auch einige Stunden dauern kann. Nach dem Abschluss des Suchlaufs erhalten Sie eine Liste der gefundenen Dateien, die Sie mit einem Klick markieren und über „Wiederherstellen“ dann in einen ausgewählten Zielordner kopieren. Recuva findet auch alte Dateien, die auf dem Datenträger bereits gelöscht waren, aber physisch noch vorhanden sind. Stark fragmentierte Dateien lassen sich auf diese Weise allerdings nicht rekonstruieren.
7. Unlesbares Dateisystem: Abbilder direkt untersuchen
Ein schwieriger Fall sind Abbilder, die sich bereits nicht mehr mit OSF Mount einhängen lassen, da sich Windows gleich über ein fehlendes Dateisystem beschwert. In diesem Fall ist der Schaden am Laufwerk schon erheblich und mit den üblichen Programmen unter Windows geht es nicht mehr weiter. Übergehen Sie den Schritt, auf das Abbild mit OSF Mount zuzugreifen, und arbeiten Sie direkt mit der Abbilddatei und dem Wiederherstellungswerkzeug Photorec . Auch bei Phot
orec handelt es sich um eine Windows-Portierung eines bewährten Linux-Programms, das in der Eingabeaufforderung läuft und keine grafische Oberfläche hat.
Nach dem Entpacken der Programmdateien in einen beliebigen Ordner verschieben Sie die Abbilddatei ebenfalls dort hinein, da sich Photorec ansonsten häufig über fehlende Zugriffsrechte beschwert. Daraufhin öffnen Sie eine gewöhnliche Eingabeaufforderung, gehen in das Verzeichnis von Photorec und übergeben den Namen der Abbilddatei als Parameter:
photorec_win.exe usb.img
Wenn das Abbild einen anderen Namen als in diesem Beispiel hat, so passen Sie „usb.img“ entsprechend an. Jetzt wird Photorec nach Administratorrechten fragen und ein Menü im Textmodus präsentieren. Hier wählen Sie die Abbilddatei aus und bestätigen dann die ausgewählte Option „Proceed“ mit der Return-Taste. Im nächsten Menü gehen Sie unten mit der Pfeiltaste auf „Options“, schalten die Einstellung „Paranoid“ mithilfe von Return auf „Yes (Brute force enabled)“ und „Keep corrupted files“ auf „Yes“. Zurück geht es mit „Quit“. Wählen Sie mit der Pfeiltaste in der Liste „Unknown“ für das gesamte Abbild aus und starten Sie als Nächstes mit Return „Search“. Nun geht es an die Auswahl des Dateisystems, wobei Sie „Other“ für Windows-Dateisysteme belassen. Im darauffolgenden Menü wählen Sie das vorgegebene Unterverzeichnis, in dem Photorec liegt, als Zielverzeichnis für wiederhergestellte Dateien aus und bestätigen Sie diese Auswahl mit der C-Taste. Photorec wird die Dateien in neuen Unterverzeichnissen mit den Namen „recup_dir.1“, „recup_dir.2“, „recup_dir.3“ und so weiter speichern. So wie Recuva findet Photorec auch bereits gelöschte, zusammenhängende Dateien. Die originalen Dateinamen sind in jedem Fall verloren, die Dateiendungen bleiben allerdings bestehen. Zur Identifikation einer auf diese Weise wiederhergestellten Datei müssen Sie diese also zunächst einmal öffnen, als Nächstes untersuchen und anschließend bei Bedarf umbenennen.
8. Alte USB-Sticks: Datenträger mit MD5-Code überprüfen
Bei angestaubten USB-Datenträgern aus der Schublade ist es immer fraglich, wie gut – oder schlecht – es um die Datensicherheit bestellt ist. SMART-Werte zur Selbstanalyse liefern diese Datenträger im Gegensatz zu Festplatten und SSDs nicht. Bevor Sie einem älteren USB-Stick noch Daten anvertrauen, sollten Sie diese Kandidaten sicherheitshalber einem kleinen, manuellen Test unterziehen. Für einen Datenträgertest erstellen Sie zuerst eine MD5-Prüfsumme einer ausreichend großen Datei auf dem PC und kopieren diese auf den USB-Stick. Einen MD5-Prüfsummengenerator für Windowsgibt es in unzähligen Varianten. Ein grafisches Gratis-Tool für diesen Zweck ist Win MD5 Free . Lassen Sie das Programm die MD5-Prüfsumme der kopierten Datei auf dem USB-Stick errechnen.
Sind beide Summen identisch, ist die Integrität der kopierten Datei bestätigt und der Stick ist noch in Ordnung. Wenn sich eine andere Prüfsumme ergibt, ist der USB-Datenträger mit hoher Wahrscheinlichkeit unbrauchbar. Ähnlich lassen sich auch Anschlusskabel und USB-Anschlüsse testen, die diese eine Fehlerquelle bei der Datenübertragung sein können.
Ultima Ratio: Professionelle Datenrettung
Liegt ein physikalischer Schaden des Datenträgers vor, der katastrophal erscheint, dann stellt sich die Frage: Sind die Daten so wertvoll, dass gleich professionelle Hilfe hinzugezogen werden sollte? So ist bei einer Festplatte mit Headcrash jeder weitere Betrieb schon riskant, da der Schaden auch bei den sanftesten, eigenen Rettungsversuchen nur noch größer wird. Im privaten Umfeld und für Selbstständige ist es immer eine Frage des Preises. Standardpreise für die Datenrettung gibt es nicht. Holen Sie deshalb unbedingt Angebote von verschiedenen Dienstleistern in Deutschland ein, etwa bei Kroll Ontrack oder bei Convar .
Gut ist, wenn die Preise erfolgsabhängig sind. Die in der Werbung auf den Webseiten von Datenrettungslaboren genannten Preise für Festplatten, USB-Sticks oder Speicherkarten können Sie erfahrungsgemäß oft gut verdreifachen bis vervierfachen. Es ist darüber hinaus üblich, dass schon die erste Untersuchung einiges kostet – bis zu 900 Euro. Erst im Anschluss daran ist eine Preiskalkulation möglich. Bei aktuellen großen Festplatten und SSDs beispielsweise ist es durchaus realistisch, mit Kosten von bis zu 3000 Euro zu rechnen.
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